Hamam: Wärme-Wasser-Wellness
Schon die alten Römer wussten mit ihren Thermen, was gut tut. Die ersten Erwähnungen eines Hamam (arabisch "wärmen") reichen mehr als 800 Jahre zurück. So gibt es archäologische Funde von Hamam aus der Omayyadischen Zeit (7./8. Jahrhundert) und Erwähnungen z.B. in der Stadt irakischen Stadt Basra. Ein Hamam wurde in Wassernähe errichtet - oder das benötigte Wasser wurde mit Hilfe von Tieren ins Gebäude geleitet. Die Heizkammern waren von den Gästen getrennt, so dass Brennmaterial problemlos angeliefert werden konnte. Im Eingangsbereich befand sich oft ein Springbrunnen. Ein Aufseher ("sahib al -sunduq") sorgte für Ordnung in den Umkleideräumen.
Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen vermischte sich die römisch-byzantinische Badekultur mit der osmanischen. Unterstützt auch durch die islamischen Waschungsgebote breitete sich ein Hamambesuch bald in breiten Bevölkerungsschichten aus. Der Hamam wurde ein Ort des gesellschaftlichen Kontaktes, während Frauen und Männer im traditionellen Hamam streng zeitlich und räumlich getrennt waren. Hier wurden unter Männern Geschäfte gemacht, Frauen tauschten sich aus, pflegten sich.In vielen Hamam war ein Barbier, der die Männer rasierte oder den Männern die Haare schnitt. Ganze Familien nutzen einen Hamambesuch, brachten Speisen mit und genossen das Miteinander und die Wärme.
Es gibt Geschichten, dass selbst die Wikinger bei ihren Handelsfahrten ans Kaspische Meer von der osmanischen Badekultur begeistert waren und diese Rituale mit in den hohen Norden brachten.
Da der Bau von die islamischen Gebote unterstützenden Bädern religiöse gute Taten darstellte, wurden die Bauten meist in Stiftungen eingebracht und waren unverkäuflich. Das sicherte ihren Bestand. Mit dem Aufkommen privater Badezimmer änderte sich die Nutzerschicht.
Heute haben Hamam in Deutschland als Orte von Wellness und Entspannung regen Zulauf. Das erste deutsche Hamam öffnete 1988 in Berlin in der Schokoladenfabrik.
Jede größere Stadt bietet mindestens ein "reines" traditionelles Hamam, viele Hotel-Spa bieten Hamam-Anwendungen oder haben ebenfalls eine Fläche als Hamam ausgebaut. Hamam sind Orte von Reinigung und Entspannung. Das milde Aufwärmen von Haut und Muskulatur, Peeling mit einem speziellen Handschuh, Massage unter duftendem Seifenschaum und das Abspülen des Alltags mit angenehm temperiertem Wasser - eventuell noch ergänzt durch eine gute anschließende Massage vom Kopf bis zu den Füßen - ist eine Wohltat für Haut, Muskulatur, Geist und Seele. Zumindest sollte es eine Wohltat sein. Teilweise wird das "Türkische Bad" genutzt, um mit Ähnlichem - aber niedriger Qualität - auf dem Hamam-Trend mitzureiten. Ich erinnere mich hier an ein Hamam mit nur etwa 22 Grad Innentemperatur und trockener Lufttemperatur, ein anderes Hamam hatte keine Becken zum Mischen des Wassers. Deshalb ist eine Zertifizierung notwendig, die den Gästen die zu erwartende Qualität schon im Vorfeld zeigt. In einem Hotel-Spa galt ein kleiner, kalter Raum als Hamam, in anderen Hotel-Spa mit großflächigem Hamam war der Besuch ein Rundum-Genuss.
Die Nachruhe bei einem Tee, Süßigkeiten oder Obst bietet Ausruhen und Auftanken. Eine Wohltat für Körper, Geist und Seele.
PS: Wer mehr über Abläufe wissen möchte und längere Beschreibungen sucht, dem empfehle ich mein Buch "Hamam Das Wellness-Ritual im deutschsprachigen Raum" (86 Seite voller Geschichte, Zeremonie-Beschreibungen, Hamam-Vorstellungen, Glossar, Hinweisen zu Anbietern).Auch für konkrete Fragen stehe ich gerne bereit.